Armierungseisen, Stoff, 30 x 100 cm, 4 ähnliche Unikate
1200 Euro
In ihrer Einzelausstellung »The Moon is Shining from the Left« hat sich Edit Oderbolz dieses Jahr im Kunstverein Nürnberg den psychologischen Auswirkungen gewidmet, die soziale Konstruktionen von Räumen auf uns haben. Architektonische Begrenzungen und Durchgänge greift sie als Strukturen und Zeichnungen auf, an denen genauso funktionale Schutzmechnismen wie deren Aufhebung durch individuelle Aneignungen ablesbar werden. Den Machtansprüchen, die Architekturen von der frühen Moderne bis hin zu ihren virtuellen Entwürfen im Zeitalter der Digitalität begleiten, setzt sie in ihren Arbeiten die Dynamiken der alltäglichen Nutzung entgegen, welche die menschliche Erfahrung der Realität erst prägen.
Als Jahresgaben hat uns die Künstlerin vier ähnliche Unikate zur Verfügung gestellt, die ihre Beschäftigung mit an Gebäuden montierten gerasterten Gittern aus Bewehrungsstahl fortführen. Die Fensterbarrieren sind dabei oft die Stellen, an denen das Alltagsleben der Bewohner/innen im Außenraum sichtbar werden kann. Wie in anderen Werken der Künstlerin weist die Arbeit »You keep me hanging from the Rooftop« auf die temporären Nutzungen dieser Strukturen als Garderoben, Wäscheaufhänger oder andere Funktionsträger hin. Die Abwehrfunktion der Sperre wird mit den abgeschnittenen Pullover-Ärmeln in einen Moment der Kontaktaufnahme zwischen Menschen überführt: Obwohl die reale Körperlichkeit zu den Stoffhüllen fehlt, deutet die skulpturale Anordnung die Bewegung des Handreichens, Händchenhaltens oder der Handhaltung beim Paartanz an. Die Zweckmäßigkeit und Beständigkeit des Armierungseisens wird so durch die Dimension der gelebten Beziehungen und improvisierten Gesten aufgehoben.