8. Juni bis 20. August 2023
Eröffnung 7. Juni 2023 19 Uhr mit einer Einführung von Wolfgang Brauneis
Bis vor kurzem wurden die Jahre der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Geschichte des Nürnberger Kunstvereins, wie fast aller Kunstvereine, ausgeblendet. Dabei nahmen diese mitgliederbasierten Institutionen innerhalb des antisemitischen NS-Kunstbetriebs eine besondere Rolle ein, einerseits mit der Trennung zwischen „artreiner“ und – als „jüdisch“ diffamierter – „entarteter“ Kunst, andererseits mit dem Ausschluss ihrer jüdischen Mitglieder.
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren etwa ein Fünftel der Mitglieder des damaligen Albrecht-Dürer-Vereins Juden und Jüdinnen. Sie wurden in den Jahren 1934 und 1935 ausgeschlossen, gleichzeitig organisierte der Kunstverein während des Reichsparteitags 1935 antisemitische Hetzausstellungen. Ausgehend davon behandelt die dokumentarische Ausstellung „Der Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft ff.“ die enge Verzahnung des Kunstvereins mit der 1940 neu gegründeten Kunstakademie, mit den nationalsozialistischen Bauvorhaben wie der Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelände, und mit anderen Ausstellungshäusern in Nürnberg wie der Norishalle, der Städtischen Galerie, dem heutigen Kunsthaus, und der Fränkischen Galerie, der heutigen Kunsthalle.
Zahlreiche Dokumente, Fotografien und Objekte veranschaulichen, dass der Kunstverein unter dem Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters Willy Liebel einen wahren Boom erlebte, ab 1940 stark wachsenden Mitgliederzahlen verzeichnen konnte und von zahlreichen Nürnberger Firmen unterstützt wurde. Entgegen der bisherigen Selbstdarstellung spielte der Kunstverein, wie ebenfalls gezeigt wird, bis in die Kriegsendphase eine aktive Rolle innerhalb des NS-Kunstsystems. Die Ausstellung endet, wie das Kürzel ff. im Ausstellungstitel andeutet, nicht mit dem Kriegsende 1945, sondern mit der Neugründung im Jahr 1948. Dem gängigen und wirkmächtigen bundesdeutschen Nachkriegsnarrativ entsprechend, wurde der Ausschluss der jüdischen Mitglieder nicht thematisiert und die Opferrolle der Institution selbst zugewiesen.
Design: © cmk
Photo: © Julie Batteux
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