Eröffnung: Mi 13. November 2019, 19:00 Uhr
Opening: Wed November 13, 2019, 7:00 pm
Hinter zwei quasselnden Wasserspendern, die ihre Zeit gemeinsam in der Halle des Kunstvereins verbringen, tauchen die Arbeiten von Zweig im Regen auf. Die Malereien entfalten die Beziehungen zwischen unterschiedlichen gegenständlichen und verkörperlichten Strategien innerhalb der Sprache ihres Mediums, das inzwischen bis hinein in seine tableauhaften Räume konventionalisiert ist, die an Sitcom-Kulissen erinnern – Räume, in denen Malerei zum unentrinnbaren Ort wird. Innerhalb dieses Schauplatzes stellen Brodmanns Porträts die Stile von Animationsfilmen und Comics den historisierten Formen von Malerei gegenüber und integrieren sie zugleich.
Die schlaffen Charaktere, leicht vertrottelt, flach und schattenlos, mit ihren aufeinander gepressten Kiefern, leeren Blicken und Spitzbärten, sitzen in einem merkwürdigen und ungebräuchlichen Kasten-Format von 100 x 100 Zentimetern. Während des malerischen Prozesses wandeln sich Brodmanns Werke, Figur um Form, Form um Figur, ineinander fallend und sich sogleich neu organisierend. Gegen die expansive Kulisse der Abstraktion erheben sich figürliche Formen. Die Oberfläche, einst Bonbon-Pink, Cadmium-Rot und von klirrendem Türkis, klar und gleich in drei horizontale Streifen aufgeteilt – ihre Spuren sind teilweise noch erkennbar – hat sich nun in buchstäbliche Farbfelder transformiert. Längst verschwunden sind ihre hard edges, die sich jetzt in schrägen Linien bewegen, verbogen, schlingernd als Horizonte oder Gebirgszüge. So nimmt Brodmanns Œuvre, wenn es als Form entsteht, eine zeitliche Dimension an, die den Rückzug einer Oberfläche in die Tiefe aufführt. Dem ähnlich, befragen andere Werke den Moment, zu welchem eine Linie zur Figur und eine Oberfläche zur Form (und umgekehrt) wird, die Spannung, die von diesen Verwandlungen geschaffen wurde, verstärkend.
Wo sich Figuren verfestigen oder als transparente in Erscheinung treten oder sich anderweitig dem übergeordenten Schema anpassen, welches die Arbeit organisiert, wird es schwer, wenn nicht unmöglich, sie von der gesamten Arbeit zu unterscheiden. Die zeitgenössische Entropie von Malerei, verkörpert durch das Versagen der Figuren, eine eigene innere Logik zu umschließen, regeneriert die visuelle Topographie des Mediums. Miteinander verflochtene Figuration und Abstraktion, Form und Oberfläche, Figur und Grund, Tiefe, Verläufe, Perspektive machen das Porträt zum Avatar der Malerei, der darum käpft, sich selbst zu umfassen – die Frage aufwerfend: Was sind die Koordinaten dieses Vertreters? Wenn Malerei einen Widerhall der Unentrinnbarkeit von Sitcoms darstellt, dann zeigt Brodmann das Medium – indem er Signale als sowohl Untersuchungsprozess und –ort für Malerei mischt, um sie sich durch ihre eigene Sprache formieren zu lassen – notwendigerweise als instabil und festgelegt zugleich.