Eröffnung: Do 05. Juli 2018, 19:00 Uhr
Opening: Thurs July 05 2018, 7:00 pm
Mit Grass Glue präsentiert der Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft die erste institutionelle Einzelausstellung des Schweizer Künstlers Urban Zellweger. Der Titel der Schau verweist auf einen speziellen Leim, der beim Modellbau eingesetzt wird. In den Spielbrettern von Zellweger bindet er das materielle Bild an den sich darin erweiternden Raum.
Urban Zellweger beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit den Übergängen figurativer und abstrakter Elemente. Körper und Figuren verbinden sich, verschmelzen ineinander, werden übermalt oder lösen sich gegen den Hintergrund auf. Das verräumlichte Spiel deutet eine Wirklichkeit an, in der sich haptische und physische Phänomene mit denen einer virtuellen Welt verflechten.
In Out of this World (2018) ist ein Alien, ein außerirdisches Wesen, zu erkennen, das auf einem Gletscher Ski läuft. Die Figur des Aliens erfuhr in der Popkultur der 90er Jahren eine breitere Bekanntheit, u.a. durch das Ikonisieren dieses Gesichts als Markenzeichen. Mittlerweile ist es als Emoji Teil der visuell erweiterten Sprache geworden. In dem sich wölbenden Eis, über das der Läufer gleitet, sind zudem die Ikonen unterschiedlicher Anwendungen eingefroren.
Dazu zählen das “A” im stilisierten Möbius-Band des Acrobat Readers, der orangefarbene Verkehrskegel des VLC-Players (Video Lan Client), die eingekreiste Note von ITunes und das lächelnde Gesicht des Finders in MacOS. Diese Ikonen stehen für Software, virtuelle Räume und Navigationswerkzeuge, welche sich über unterschiedliche Implikationen mit physischen Medien verzweigen. Im Logo von ITunes etwa wurde über die Jahre das originale Design einer Note und einer CD angesichts von deren Obsoletwerdung durch die Cloud graduell ersetzt. Das Format PDF indes vermittelt zwischen der indexikalischen Funktion von Mensch, Hand, Stift und Papier, insofern es die Erwartung des Ausdrucks (Print) und Wiedereinlesens (Scan) in sich als virtuelles Interface zwischen Digitalität und analoger Anwesenheit trägt.
Im Gemälde zeigt sich die Figur in ihrer schlängelnden, außerirdischen Verkörperung als sich selbst fremd, während sich unter ihr noch die (scheinbare) Formlosigkeit der Gletscherlandschaft wandelt. Es ist der Schnee, den die Figur durch das Navigierien dieser Landschaft hinter sich lässt, der schließlich neue Berge generiert.
Die Spielbretter in Grass Glue sind visuelle Repräsentationen von kognitiven, regelhaftenStrukturen. Einerseits verweisen sie auf Komplexe von Spielteilnahme, Einleben und Subjektivierung innerhalb sich verinnerlichender Bedingungen. Andererseits spielen sie auf eine malerische Tradition und die Geschichte der Moderne – sowie deren potentiellen Ausgang – an, indem sie durch die in ihnen vorgenommenen Übersetzungen ihre doppelte Anwesenheit als abgebildete und kunsthistorisch konnotierte Readymades entwerfen. Der Gras-Leim als Material verdeutlicht dabei den nicht-bildlichen Aspekt durch die Ermöglichung materieller Öffnung.
In den Landschaften von Urban Zellweger tritt die Natur auf wie auf einem Desktop: Die Entwicklung des visuellen Interfaces von Operativsystemen wie Windows und Mac zeigt Natur als genuin menschlich-räumliches Bezugssystem. Die Arbeiten Urban Zellwegers erforschen jene bildlichen Verhältnisse solcher Verdichtungspunkte innerhalb von Systemen. Landschaft und Gletscher werden zum zeitlichen Hintergrund und gleichzeitigem Ort, an dem sich Festigung und Bewegung, Form und Formlosigkeit manifestieren.
Weitere Veranstaltungen
Mi 11.07.2018, 18 Uhr
Ausstellungsführung
Mi 18.07.2018, 19 Uhr
Künstlerinnengespräch mit Ariane Müller
So 29.07.2018, 15 Uhr
Ausstellungsführung