Kuratiert von / Curated by Achinoam Alon
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Freitag, 23. Februar 2024, 19:00 / Friday, 23rd of February 2024, 7 p.m.
Eröffnung mit Jonathan Guggenberger / Opening with Jonathan Guggenberger
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Samstag, 24. Februar 2024, 15:00 / Saturday, 24th of February 2024, 3 p.m.
Künstler:innengespräch mit Rebekka Seubert / Artist Talk with Rebekka Seubert
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Freitag, 22. März 2024, 19:00 / Friday, 22nd of March 2024, 7 p.m.
Podiumsdikussion mit Tania Martini, PD Dr. Imanuel Baumann, Prof. Dr. Stephan Trüby / Panel discussion with Tania Martini, PD Dr. Imanuel Baumann, Prof. Dr. Stephan Trüby and Leon Kahane
Photo: © Lukas Pürmayr
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Asking for a friend – für einen Freund fragen. In der Floskel versteckt sich die Scham. Die Scham, aufzufliegen – mit dem was man will, mit dem was man ist. Um das Eigene zu verstecken, stellt man sich einen Freund vor. Der vorgestellte Freund: Eine Tarnung, aber auch ein Medium. Mit dem Titel Asking for a Friend macht die Künstlerin Achinoam Alon eben diesen vorgestellten Freund zum Medium der von ihr kuratierten Gruppenausstellung im Kunstvereins Nürnberg. Was sich hinter dem Freund verbirgt, was sich in ihm vermittelt und warum er gebraucht wird, darauf geben die beteiligten Künstler:innen Achinoam Alon, Suse Bauer, Keren Cytter, Aurélie Blanchette Dubois, Liora Epstein, Leon Kahane, I. S. Kalter und Atalya Laufer in ihren vielgestaltigen künstlerischen Arbeiten eine Antwort. Im imaginären Freund steckt dabei auch die vom französischen Psychoanalytiker Jacques Lacan formulierte Idee des großen Anderen: Eine symbolische Ordnung, die dem Ich als Andersheit gegenübersteht und doch darüber bestimmt, was das Ich ist und was es will. Im vorgestellten Freund tarnt das Ich seine Mängel und offenbart die des Anderen. In der bildhauerischen, zeichnerischen, videografischen und installativen Konstruktion des vermeintlichen Freundes finden sich aber vor allem die Spuren des Eigenen: Biografische Elemente der vornehmlich jüdischen Künstler:innen setzen sich in Verbindung mit gesamtgesellschaftlichen Erzählungen deutscher wie israelische Geschichte, durchmessen architektonische und künstlerische Ausdrücke ihrer Verdrängung, unterlaufen antisemitische Verzerrungen von Jüdischsein und befragen kritisch ihre eigene Position als ‘jüdische Künstler:in’ oder Verbündete – im kollektiven Gefüge der Gegenwartskunst wie in den Utopien einer Zukunft, die in der Kunst seit der documenta fifteen immer öfter im Imperativ des „Wir“ gedacht wird. Asking for a friend – darin steckt zuletzt auch ein ironisch-trauriger Kommentar auf den Status jüdischer, bzw. israelischer Künstler:innen nach den Hamas-Massakern vom 07. Oktober 2023: Der Freund wird zur Tarnung, weil das Jüdische prekär geworden ist. Was uns in Asking for a Friend aber erwartet, ist nicht der Rückzug in die identitäre Idee einer ‚Jüdischen Kunst‘, sondern der selbstbewusste Vorstoß ins Nicht-Identische – dorthin, wo die Kunst noch Grenzen verschiebt, die eine Gegenwart nach dem 07. Oktober zu zementieren sucht. (…)
(Text: Jonathan Guggenberger, 2024)